Von der Isoliertheit zu einem neuen Miteinander
„Isolierte Tropfen verdunsten – Tropfen, die zueinander finden, werden zu einem kraftvollen Fluss“
Wenn wir kleine Kinder beobachten, sehen wir, welche Freude sie daran haben, ihre Fähigkeiten zu entfalten, und wie glücklich es sie macht, anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Das sind offensichtlich zwei elementare Grundzüge unseres menschlichen Wesens: Lebensfreude und Mitgefühl.
Unsere auf Druck und Konkurrenz basierende Gesellschaftsordnung jedoch trainiert unsere Kinder von Anfang an darauf, äußeren Autoritäten zu gehorchen, anstatt sich selbst vertrauen zu lernen. Unsere Schulen lehren Kinder nicht, ihren inneren Impulsen zu folgen, ihren Gefühlen nahe zu sein und mit anderen gemeinsam zu lernen, zu wachsen und einander zu unterstützen. Nein, sie lernen dort eher, sich zu verschließen, lernen sich hart zu machen, lernen, dass Leistung mehr zählt als menschlich zu sein. Anstatt in ihren kreativen und sozialen Anlagen gefördert zu werden, erfahren die Kinder viel zu viel Angst machenden Druck und werden dadurch entgegen ihrer Natur zu ichbezogenen Einzelkämpfer/innen. Das sind tiefe Verletzungen, und diese Verletzungen begleiten Kinder oft ein Leben lang. Sie überschatten ihre Beziehungen, ihre Arbeitswelt, ihr eigenes Elternsein und werden oft an Schwächere weitergegeben. So ist es uns allen mehr oder weniger ergangen, und der traurige Zustand unserer Welt zeigt, wo ein solches in die Irre gegangenes Verständnis der menschlichen Natur hinführt.
Wir sind davon überzeugt, dass Menschen nicht destruktiv zur Welt kommen – sie werden erst destruktiv durch die beengenden und verletzenden Situationen, in die sie geraten!
Wenn wir die enormen Chancen unserer Zeit nutzen wollen, wenn wir als Menschheit einen wirklich großen Schritt nach vorne machen wollen, und wenn wir eine fürchterliche globale Katastrophe verhindern wollen, dann ist es an der Zeit, dass wir vom Gegeneinander zu einem neuen Miteinander finden.
Was bedeutet „ein neues Miteinander“?
„Frei und stark wie ein Baum und gemeinsam wie ein Wald – das ist unsere Sehnsucht“
Die meisten Menschen haben bisher nur Bruchstücke wirklichen Miteinanders erlebt. Die früheren Großfamilien waren meist kein gutes Beispiel dafür, denn dort herrschte oft emotionale Enge und war nur wenig Raum für persönliche Entfaltung. Es ist daher kein Wunder, dass wir als Kinder und Jugendliche dagegen rebelliert haben und uns nach mehr individueller Freiheit umgeschaut haben. Und doch ist dabei auch etwas Wertvolles verloren gegangen, was uns heute als stark individualisierte Menschen fehlt: Das Gemeinschaftliche. Doch auch Vereine, Parteien, Organisationen und Firmen verwirklichen meist nur wenige Aspekte echten Miteinanders. Es fehlt auch dort so Vieles, um innerhalb einer Gemeinschaft ein authentischer Mensch sein zu können.
Doch was ist eigentlich echtes Miteinander?
Ein kleines Experiment: Wenn Du jetzt die Augen schließt, lieber Mensch, und Dir vorstellst, wie sich ein Miteinander anfühlen könnte, das Dir wirklich guttut, dann tauchen in Dir vielleicht, wie in fast jeder/jedem von uns, ähnliche Empfindungen auf. Vielleicht entstehen auch bei Dir Bilder von tiefer Geborgenheit, von Herzlichkeit, von Wärme und Nähe, vielleicht auch davon, so angenommen zu sein, wie Du bist. Vielleicht fühlt es sich auch nach Lebendigkeit an, nach Freiheit, nach Kreativität, nach Vielfalt und Lebensfreude, nach Austausch und nach respektvollem Geben und Nehmen…
Oder ist es bei Dir anders…?
In einem solch nährendem Miteinander würden wir wahrscheinlich aufblühen wie eine Blume, die endlich den Garten gefunden hat, in dem sie so wachsen kann, wie es ihr entspricht.
Ob wir es bewusst wahrnehmen oder nicht – wir alle haben mit großer Wahrscheinlichkeit eine tiefe Sehnsucht nach dieser Art von Verbundenheit.
Doch wie können wir dort (wieder) hinkommen, in einer Welt, die durch ihre Regeln und Gesetze ein solches Miteinander eher verhindert? Und wie können wir die inneren Hindernisse überwinden, unsere Schutzwälle, die wir aufgebaut haben, um in jener harten Welt überleben zu können? Wie können wir offener und weicher werden, wo wir doch so große Angst vor weiteren Verletzungen haben?
Sind wir überhaupt fähig zu jenem Miteinander, nach dem wir uns sehnen? Stehen wir uns nicht selbst viel zu sehr im Wege dabei? Und… können wir wieder heil werden?
Es ist mit Sicherheit keine leichte Aufgabe, wenn wir uns für den Weg der inneren Heilung entscheiden, doch gibt es eine Alternative? Wenn wir so weitermachen wie bisher, wenn wir uns hinter den Regeln und Gesetzen verstecken und nur schauen, dass wir und unsere Liebsten möglichst auf der Gewinnerseite stehen, wird sich unsere Sehnsucht nie erfüllen können. Wenn wir lebendig sein wollen und Verbundenheit spüren möchten, dann ist es notwendig, dass wir uns verletzlich zeigen und einander mitfühlend begegnen.
Nur, wie anfangen?
Die Kunst der kleinen Schritte
„Geh Schneck, erklimm den Berg Fuji, doch langsam, langsam“
Alte Weisheiten – und einige bereits selbst gemachte Erfahrungen – raten uns, uns Zeit zu lassen, und zwar umso mehr, je mehr die Zeit zu drängen scheint. Deshalb fangen wir erst mal klein an, mit kleinen regionalen Veranstaltungen, Aktionen, Treffen und vertrauen darauf, dass sie nach und nach immer größere Kreise ziehen.