LebWendige Kommunikations-Empfehlungen

Vorwort

Diese Empfehlungen fürs Miteinander sind entstanden aus 5 Jahren Erfahrungen im Aachener Einfühlsamen Zuhörkreis.

Vielleicht sind sie für Dich eine Anregung, um in Deinen Gruppen aus den gewohnten Kommunikationsmustern auszusteigen und in Herzensverbindung zu kommen.

Diese Empfehlungen beziehen sich ausschließlich darauf, wie Du mit Dir selbst und untereinander in tiefere Verbindung kommst. Möchtest Du mit anderen aktiv werden und dabei möglichst die Herzensverbindung nicht verlieren, hilft Dir vielleicht unsere Beschreibung wie wir bei Visiana handeln.

Obwohl uns Freiheit sehr wichtig ist und dazu eine offenere Beschreibungsform der Empfehlungen im Konjunktiv mit viel „vielleicht“ und „wahrscheinlich“ passender wäre, haben wir uns für die Befehlsform entschieden, da sie uns kürzer und prägnanter erscheint. Auch Sprüche erlebe ich (Andreas) oft als polarisierend. Formuliere ich sie weicher, als eine mögliche Sicht der Welt, verlieren sie für mich meist an Aussagekraft. Deshalb haben wir uns für die prägnante Befehlsform entschieden mit der steten Betonung, dass alles reine Empfehlungen und keine Regeln sind und somit für keinen bindend. Ganz im Gegenteil Du bist herzlich eingeladen, davon abzuweichen, wenn sich dies gerade für Dich lebendig anfühlt.

Empfehlungen für unser Miteinander in den Einfühlsamen Zuhörkreisen

Wenn Du sprichst …

  • Sprich per Ich & nur von Dir: „Ich fühle mich …“, „Ich brauche …“, „Ich denke …“ … statt per „man“, „es“, „Du“ oder „wir“ oder in allgemeine Aussagen. Auch nicht: „Ich finde, Du …“
  • Sprich aus dem Herzen statt aus dem Kopf: was Dich gerade bewegt oder über Erfahrungen, die Dich noch bewegen. Spüre in Dich hinein statt über Dich zu sprechen.

  • Höre auf Deine innere Stimme. Sprich, wenn Du innerlich bewegt bist; sprich nicht, nur um die ungewohnte Stille zu beenden. Gib Deinen Empfindlichkeiten und Emotionen eine Stimme.

  • Nur Du entscheidest, was und wie viel Du von Dir erzählst sowie was für Dich stimmig ist und was Dir hilft oder ob Du gerade in Dich spüren willst – vielleicht mit geschlossenen Augen.
  • Sei großherzig mit Dir soweit es Dir möglich ist – gerade, wenn Deine Worte nicht so sind, wie Du es Dir gewünscht hast. Es gibt kein Falsch und Richtig.

Wenn Du zuhörst …

  • Bleibe möglichst präsent, so weit es gerade möglich ist für Dich. Kehre immer wieder mit Deiner Aufmerksamkeit ins Hier&Jetzt zurück. Formuliere nicht schon eine Antwort, während der andere spricht.

  • Höre auf die Emotionen und Bedürfnisse des Sprechers. Versuche gar nicht alles zu verstehen, nimm stattdessen mit all Deiner Achtsamkeit und Güte das Wesentliche wahr. Fühle Dich ein statt mitzudenken.

  • Versuche nicht zu therapieren oder zu heilen, indem Du Ratschläge / Tipps gibst oder eine lehrreiche Geschichte bzw. eigene Erfahrungen erzählst.

  • Frage an bevor Du hilfst. Wenn Du Dich emotional betroffen fühlst und den Impuls zu helfen verspürst, frage den Sprecher, wie Du ihm am besten helfen kannst. Er ist der einzige Experte für sich. Vielleicht hilft ihm mehr, wenn Du schlicht da bist.

  • Vertraue auf den Prozess. Versuche, absichtslos und wertfrei zu sein. Vertraue auch auf die Selbstheilungskraft des anderen und auf den Fühlprozess.

… speziell während „Deiner 5 Minuten“

  • Diese Zeit ist nur für Dich! Versuche nicht den anderen zu gefallen oder sie zu unterhalten. Wenn Dein innerer Fühlprozess Dir gerade mehr hilft, dann schweige oder schließe die Augen. Lade insbesondere Deine unangenehmen Gefühle ein, da zu sein.

… als Grundhaltung

  • Gefühle sind von Natur aus unbeständig, wenn sie einen liebevoll-einfühlsam-annehmender Ausdrucksraum erfahren. Manchmal kann es leichter fallen, diese Annahme im Außen (durch andere Menschen) zu erfahren, damit Deine Gefühle sich verwandeln können. Alleiniges Nach- und Überdenken können sie festhalten oder verdrängen. Mehrere Gefühle – z. B. Freude und Schmerz – können gleichzeitig auftauchen.
  • Bleibe in Verbindung statt zu denken, nur Du seist anders, denn jeder hat seine Besonderheiten und das verbindet uns. Und wenn Du Dich getrennt fühlst vom Anderen (durch seine Gesten, Worte, Meinungen …), dann schau, was in Dir geschieht und teile dies mit.

  • Gib den Störungen eine Stimme. Wenn Dich etwas stört in der Gruppe, sprich es so schnell wie möglich an. Nimm es nicht mit nach Hause. Auch kleinste Irritationen dürfen hier Raum finden.

  • Erkenne den Wert von Stille und Schweigen in Gemeinschaft, auch wenn es zunächst ungewohnt ist und noch schwer fällt. Worte verhindern oft tiefes Fühlen, denn Emotionen haben eine andere Logik als unser Verstand.

  • Gehe ein Risiko ein. Versteck Dich nicht, mute Dich den anderen ganz zu. Zeige, was Du sonst versteckst, wenn Du gerade den Mut dazu verspürst. Deine Offenheit und Aufrichtigkeit kann ein Geschenk für die Anderen sein.

  • Lass Dich so weit wie möglich ein auf den Gruppenprozess statt ihn von außen zu beobachten und zu bewerten. Bring stattdessen Deine Wünsche und Impulse ein und lass Deine Gefühle leben.

  • Wir sind alle gleichgestellt, es gibt keinen Leiter, der weiß, wo es lang geht. (Vielmehr ist es meist ein anderer, der Unstimmigkeiten merkt.) Trau Deiner Wahrnehmung und hilf mit, dass der Abend gelingt. Nur Du weißt, was Du gerade brauchst; die anderen können es selten erraten.

  • Bleibe in Kontakt mit Dir: Nimm immer auch wahr, was in Dir gerade lebendig ist, statt Dich schnell anderen Ideen und Meinungen anzuschließen oder Dich komplett im Anderen zu verlieren.

  • Lebendigkeit geht vor: Alle Empfehlungen und Hilfsmittel sind Hilfen, um mehr in Kontakt mit Dir selbst und untereinander zu kommen. Wenn sie Dir gerade nicht helfen, ignoriere sie!!! Du bist nur durch die Reaktion der anderen beschränkt in Deinem Tun.

… außerhalb der Gruppe

  • Nimm Dir die Zeit, um gemütlich anzukommen. Zwing Dich anderseits auch nicht zur Pünktlichkeit.

  • Wenn es für Dich stimmig ist, gib Bescheid, falls Du nicht kommst. Andere freuen sich vielleicht schon auf Dich und wüssten gerne, ob Du kommst.

  • Sprich außerhalb der Gruppe über das Gehörte nur so, dass kein Rückschluss auf die Person möglich ist. Nenne keine Namen oder persönlichen Besonderheiten.

  • Die Teilnahme an dieser Gruppe kann etwas Verletzliches in Dir berühren, eventuell auch von Dir unbemerkt. Deshalb ist es ratsam, danach nicht in Gespräche zu gehen und im Zweifelsfall auch nicht gemeinsam die Rückreise anzutreten.

Druckanleitung

Für Deine eigene Gruppe kannst Du Dir gebührenfrei die Empfehlungen, die Du während eines Zuhörkreises brauchst, im PDF-Format herunterladen und ausdrucken:

Meine Empfehlung zum Ausdruck der Großdruck-Karten

Ich (Andreas) habe jede DIN A5 Seite 2x mal auf die Vorderseite desselben DIN A4 Papierblattes gedruckt. So konnte ich jedes Blatt in der Mitte knicken und habe damit Empfehlungskarten, die beidseitig dieselbe Empfehlung tragen. Laminiert oder in Klarsichthüllen gepackt, bleiben sie jahrelang unbeschadet. 🙂

Allgemein