Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wer, was, wie und wie lange?

Alle Fakten (zeitlicher Ablauf, Teilnehmeranzahl, Altersspektrum …) findest Du im Konzept des Zuhörkreises weiter unten.

Was darf ich? Was darf ich nicht? Welche Regeln habt ihr?

Trotz aller Hilfen (unseren Strukturelemente und Empfehlungen sowie unserem zeitlichen Rahmen) gibt es bei uns keine Regeln (vgl. Konzept des Zuhörkreises). Somit darfst Du – auch wenn sich die meisten reines Zuhören wünschen – Deine Zeit im Hauptteil auch nutzen, um Dir Tipps von den anderen einzuholen, eine Übung zu machen, gemeinsam zu schweigen, zu tanzen oder wonach Dir sonst gerade ist.

Dein Handeln wird nur eventuell dadurch begrenzt, dass ein anderer sich daran stört. Dann schauen wir gemeinsam nach Wegen, mit denen sich alle wohlfühlen.

Dass wir nicht völlig in unseren Vorstellungen zum Zuhörkreis im Allgemeinen auseinander laufen, dafür dient u.a. ein Vorgespräch (vgl. unser Annäherungsprozess), in dem wir gemeinsam schauen, dass wir denselben tiefen Wunsch nach Gefühlen und Ich-Bezogenheit teilen (vgl. Konzept des Zuhörkreises). So sind wir also nicht für alles offen, auch wenn wir keine Regeln haben wollen, sondern für vieles, was in unsere gemeinsame Grundausrichtung passt.

Offene oder geschlossene Gruppe?

Einerseits möchte ich (Andreas) die Hemmschwelle für Neueinsteiger so gering wie möglich halten, andererseits möchte ich, dass alle durch eine gemeinsame Ausrichtung, wie wir miteinander sein wollen, sich im Zuhörkreis sicher & wohl fühlen und dadurch sich trauen, sich auch mit ihren tiefen Verletzungen und individuellen Besonderheiten in der Gruppe zu zeigen. Dies setzt eine hohe Passung bzgl. des Wie der Teilnehmenden voraus.

Außerdem ist mir wichtig, dass alle Neueinsteiger einladen dürfen, denn ich verstehe die Gruppe als unsere Gruppe (vgl. Leitung/Verantwortung).

Wie wir konkret mit diesem Spannungsfeld umgehen, ist ein ständiger, lebendiger Prozess, wo alle Teilnehmenden mitentscheiden dürfen. Es hängt auch davon ab, wer am nächsten Zuhörkreis teilnimmt. [Mehr zu Deinen aktuellen Einstiegsmöglichkeiten…]

Was ist beim Zuhörkreises anders als beim Fühlraum?

  1. Im Zuhhörkreis geht es uns – neben den Kontakt zu unserem Innenleben – auch darum, einen Übungsraum zu schaffen, wo ich mich trauen kann mich ganz zuzumuten, Dinge zu tun, die ich sonst in Gruppen nicht tue. Wobei es uns gleichzeitig wichtig ist, das sich alle damit wohlfühlen. Allerdings nicht in der Form, dass wir ständig versuchen zu erahnen, was den anderen an meinem So-Sein stören könnte und somit ständig im Außen sind statt bei uns selbst. Damit würden wir die Verantwortung für die Gefühle und Bedürfnisse der anderen übernehmen. Vielmehr dürfen wir darauf vertrauen, dass in diesem entschleunigten, achtsamen und lebendigen Raum, die anderen der Einladung folgen und verletzlich, ich-bezogen ausdrücken, wenn mein Mich-zumuten in ihnen unangenehme Gefühle auslöst. Beim Zuhörkreis ist also auch die Begegnung mit den anderen ein zentraler Aspekt, während beim Fühlraum das Miteinander im Augenblick möglichst keine Rolle spielen soll, um diesen fragilen Selbstklärungsprozess nicht zu stören. Insbesondere soll im Fühlraum gar kein Bezug auf das Gesagte genommen werden, auch nicht wie im Zuhörkreis in rein ich-bezogener Weise.
  2. Außerdem wollen wir uns im Zuhörkreis in Absichtslosigkeit üben und damit eben nicht konzentriert unsere innere Prozesse entladen, etwas lernen, uns entwickeln oder andere Ziele erreichen. Diese Einladung zur Freiheit geht so weit, dass Du auch dauerhaft problemlos eine Absicht / ein Ziel im Zuhörkreis anstreben darfst, wobei Du stets eingeladen wirst, hineinzuspüren wie es für Dich ist, wenn Du von Deinem Streben ablässt. Beim Fühlraum geht es klar um das Ziel der emotionalen Entlastung und um das Erlernen des Umgangs mit „schwierigen Gefühlen“ bei mir und beim anderen.

Wieso nicht mehr beglückende Gefühle teilen und in die Kraft kommen?

Wau, die Vorstellung gefällt mir (Andreas), dass wir uns alle nach dem Kreis gestärkt und belebt fühlen. Gleichzeitig kommen bei mir gleich mehrere Fragen auf:

  • Soll dies möglichst garantiert werden?
  • Ist ein Kreis, wo Einzelne kraftlos rausgehen ein suboptimaler Ausgang?
  • Oder darf alles letztlich geschehen und doch bemühen wir uns in die Kraft zu kommen?
  • Oder ist es nur ein gemeinsamer Wunsch, eine innere Ausrichtung, ohne Kraftanstrengung oder Methoden, die in diese Richtung zielen?
  • Oder wollen wir kultivieren, dass wir mit allem vorbehaltslos / unparteiisch liebevoll-einfühlsam-annehmend versuchen wollen zu sein, ohne ergebnis- oder zielorientiert zu sein?

Mir gibt’s Kraft, wenn ich alles von mir zeigen kann und es dabei keinerlei Ausrichtung gibt, wo die gemeinsame Reise hingehen soll. Diese Absichtslosigkeit ist für mich Voraussetzung, um ganz bei mir im Jetzt ankommen zu können.

Oder anders angefangen:
Ist doch schön, wenn andere mehr von freudigen Ereignissen erzählen. Es heißt doch in euren Empfehlungen „alle Gefühle sind gleichermaßen willkommen“.

  • Wieso sollte jemand dann nicht immer von seinem angenehmen Gefühlen erzählen?
  • Wenn einer nun nicht seine unangenehmen Gefühle spüren will, weil es für ihn schlicht nicht passt, kann doch ein anderer trotzdem von seinem Schmerz erzählen – wo ist das Problem dabei?

Mir fällt es viel schwerer über meine Unsicherheiten, Traurigkeit und Hilflosigkeit zu erzählen, als meine freudige oder gesellschaftskritische Seite zu zeigen.

(Einschub: Und damit meine ich nicht Jammern oder Schimpfen! Die Richtzeit von 5 Minute helfen mir dabei mich auf das Wesentliche – mein Empfinden – zu fokussieren, so dass ich persönlich weniger in den Erzählmodus gerate. Und durch mein Fühlen und Mitteilen komme ich in inneren Frieden, weil ich annehmende / einfühlsame Aufmerksamkeit von vielen Menschen spüre, für Dinge, die ich ansonsten nur verstecken kann, um vor Ratschlägen, Beschwichtigung oder Bemitleiden sicher zu sein.)

Freudige Erzählungen hat mir noch nie ein Mensch übel genommen oder versucht diese zu beenden – jedoch schon öfter, wenn ich über meinen Schmerz frei reden wollte. Vielleicht hast Du da andere Erfahrungen gemacht.

Zudem fällt es mir bei jeder Ausrichtung egal auf was – auch ausschließlich auf unangenehme Gefühle – schwerer ganz bei mir zu sein. Will ich also einen Raum schaffen, wo wir danach streben möglichst authentisch zu sein – ohne Masken – dann heißt das für mich, dass insbesondere die unangenehmen Gefühle sich eingeladen fühlen können sollten und jede/r auch seine schwache Seite zeigen wollen muss. (In diesem Fall nutze ich bewusst das Wort „muss“, weil der tiefe Wunsch aller nach allen Gefühlen notwendige Voraussetzung für mich ist, dass die passende Atmosphäre entstehen kann.)

Wieso gibt’s bei Euch kein gemeinsames Thema / keinen Gesprächsfokus? Wäre doch einfacher damit?

Ein Thema für das Treffen vereinfacht das Sprechen in der Form, dass klar ist, worüber wir reden und ich zusätzlich entsprechende Anregungen von meinem Vorrednern bekomme.

Dabei sehe ich (Andreas) zwei Gefahren:

  1. Das Thema, was ich vielleicht vor 5 Minuten noch mit Begeisterung gewählt habe, liegt nun gar nicht mehr ganz oben auf meiner Seele und etwas anderes will sich von mir zeigen. Somit wird das Spüren im Jetzt und der authentische Ausdruck für mich erschwert, weil ein Thema vorgegeben ist. Und die Auswahl des Themas kann auch ein zähflüssiger Entscheidungsprozess sein, der ggf. als Kompromiss endet.
  2. Viel mehr als die erste Gefahr schreckt mich folgendes: Ich befürchte, dass wir ein allgemeines Thema wie z.B. Macht/Ohnmacht nehmen und dies dann eher auf globale als persönliche Themen beziehen, z.B. die ungerechte Verteilung von Geld. Dabei befürchte ich werden wir uns gegenseitig in unserer Empörung „hochschaukeln“ und plötzlich gibt’s „Gut“ und „Böse“ und „die Anderen“ und eben nicht mehr unser ganz persönliches Empfinden, was andere naturgemäß frei lässt.

Deshalb scheue ich ein Thema vorzugeben, weil es dann mehr zu einem Gesprächskreis wird – wie ich ihn oft erlebt habe. [Mehr dazu…]

Wieso seid ihr nicht für alle Menschen offen, die etwas anderes suchen? Wieso betont ihr immer wieder, dass der Zuhörkreis nur für wenige Menschen passend ist?

Ja, ich (Andreas) brauche bestimmte Bedingungen, damit ich mich emotional sicher fühle und mich trauen kann, mich ganz zu zeigen. Ich bin bedürftig und nicht für vieles offen. Auch mir wäre es lieber, wenn ich mit mehr Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Vorstellungen bzgl. des miteinander Sprechens und Seins leben könnte (bzgl. persönlicher Weltanschauung, Glaubensfragen u.a. habe ich hingegen ein große Offenheit) und ich mit jedem Menschen in diese von mir als unterstützend erlebte Atmosphäre des Einfühlsamen Zuhörkreises eintauchen könnte. Doch ich will meine Beschränktheit und Verletzlichkeit achten, damit ich nicht dazu tendiere, mich im Kreis verstecken zu wollen.

Durch meine Ausrichtung lade ich besonders Menschen ein, denen es in bestimmten Punkten genauso geht wie mir. Und ich schrecke ggf. Menschen ab, die niemanden ausschließen mögen. Beides geht leider nicht zusammen.

Leider können meine Bedingungen zudem als Erwartung an andere aufgefasst werden, weil ich – wenn meine notwendigen Bedingungen nicht erfüllt sind – deutlich zeige, wie es mir damit ergeht. Das kann so wirken, als ob ich damit sagen will: „Du hast was falsch gemacht!“. Ich will damit jedoch ausschließlich auf meine innere Not hinweisen, ohne das Verhalten des anderen zu bewerten. Was jedoch durchaus dazu führen kann, dass sich jemand nicht mehr passend im Zuhörkreis fühlt und nach Klärungsprozessen den Kreis verlässt. Auch deshalb braucht’s eine grundsätzliche Übereinstimmung bzgl. der notwendigen Bedingungen, damit wir nicht ständig solche emotionalen Auseinandersetzungen erleben.

Mir wird oft vorgeworfen, dass wir doch immer von Freiheit und Regellosigkeit sprechen, gleichzeitig jedoch nur für wenige Menschen wirklich offen sind (vgl. Konzept des Zuhörkreises). Wieso das bei mir so ist, habe ich zuvor erklärt. Doch ich finde auch allgemein das Ideal der Offenheit und Toleranz bedenklich:

Wenn wir versuchen, für möglichst viele Menschen offen zu sein, dann schließen wir damit gleichzeitig die Menschen aus, die nicht für Vieles offen sein können. Es entsteht eine implizite Regel „Du musst für alles offen sein und alles tolerieren können, ansonsten ist das allein dein Problem.“ Dies kann hemmend wirken, sich ganz in seiner individuellen Verletzlichkeit zu zeigen. Es kann auch zu einer Trotzhaltung führen, z.B. wenn einige im Kreis sich auf die stärkenden Gefühle beschränken wollen, erzähle ich ihnen erst Recht von meinen Ängsten und meinen Problemen.

Außerdem meine ich, dass das Ideal der Offenheit und Toleranz nie ganz eingehalten wird, weil es in jeder Gruppe gewisse implizite Vorbehalte gibt, die alle jedoch für selbstverständlich halten, bis jemand kommt, der anderes für Normal hält. Wieso dann nicht eine Gruppe anbieten, die von vornherein klar macht, welche gemeinsame Grundhaltung es braucht?

Zuhör- und nicht Zuhörerkreis

Zuhörer-Kreis – was einige Teilnehmende manchmal irrtümlich sagen – gefällt mir (Andreas) nicht, weil bei mir sofort die Assoziation auftaucht, dass wir nun in die Rolle des Zuhörers gebannt werden. Dieses Rollendenken bzw. diese (Selbst-)Verpflichtung widerspricht jedoch unserem Prinzip der Freiwilligkeit und dem zentralen Wunsch, zunächst im Kontakt mit mir selbst zu sein und für mich zu sorgen.

„Aber das Zuhören ist doch ein zentrales Element des Kreises, dass mir mal wirklich jemand zuhört. Muss ich dann nicht auch dem anderen zuhören?!“

Nein, denn selbst wenn mal keiner gerade aus Freude zuhören kann, kann ich als Sprecher immer noch im Zuhörkreis mir selbst einfühlsam zuhören, meinen inneren Stimmen und diesen Raum geben unter Menschen, die dafür offen sind, selbst wenn sie gerade nicht zuhören können. Das alleine macht für mich schon den wesentlichen Unterschied zu anderen Kreisen oder auch der Zeit mit mir alleine aus.

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Letzte Aktualisierung: 05.04.2024