– was ich (Andreas) persönlich brauche
Mit dem Einfühlsamen Zuhörkreis möchte ich einen Raum schaffen, in dem ich mich leichter traue, ganz ich zu sein – ohne Masken – und alles von mir zeige, auch die Dinge, die ich – aus Angst vor der Reaktion der anderen – sonst verstecke.1
Was brauche ich dafür?
1. freilassende und einladende Atmosphäre
Ich brauche andere mir zugewandte Menschen, die mir freilassend / bewertungsfrei und somit rein einfühlsam zuhören wollen. Sie wollen mich nicht im Detail verstehen, um dann darauf reagieren zu können, sie wollen stattdessen so einfühlsam – wie es für sie gerade möglich ist – bei dem sein, was ich teilen möchte. Dadurch, dass ich das mitteile, was ich ansonsten verstecke – also meine Andersartigkeiten und Verletzlichkeiten – komme ich aus der Scham raus, ich dürfe nicht so sein, wie ich bin bzw. bestimmte Anteile müssten sich bessern. (Mit mir alleine oder auch im Zweierkontakt komme ich nicht immer in dieses Gefühl „Ich bin ok wie ich bin“ – im Zuhörkreis schon.) Deshalb ist mir wichtig, dass die Empfehlung „Alle Gefühle gleichermaßen willkommen heißen“ insbesondere die unangenehmen Gefühle einlädt, die ich so gerne verstecke.
Gleichzeitig ist mir wichtig, dass jede/r gut für sich sorgt, mich nicht aushält, weil er/sie sich in einer Zuhörer-Rolle sieht.
Zudem ist es not-wendig für mich, dass Du nicht glaubst, Du könntest von außen besser als ich erkennen, was mir hilft oder wie ich wirklich bin. Ich kann dies – wenn überhaupt – bei mir selbst. Alles, was ich beim Anderen wahrnehme, läuft durch meine Wahrnehmungsfilter, bestehend aus meinen Lebenserfahrungen und Gedanken. Ich sehe mich außerstande Deine Gefühle, Wünsche, innerste Wesenshaltungen oder ursprüngliche Impulse zu erkenne, ich kann (in tiefer De-Mut vor meiner menschlichen Beschränktheit) Dir höchstens sagen, was ich hinter meinem Filter wahrnehme und welche Vermutungen über Dich sich dabei bei mir ergeben. Und das möchte ich auch höchstens dann tun, wenn Du explizit darum bittest und diese Fremdwahrnehmung (Spiegelung / Feedback) für Dich hilfreich sein könnte. Ich brauche Menschen, die mich umgekehrt genauso behandeln wollen.
2. Hilfen für das ungewohnte Miteinander, aber keine Regeln
Meine bisherigen Gruppen-Erfahrungen zeigen mir zweierlei:
- Im völlig freien Raum werden wir – früher oder später – in alte Sprechmuster geraten, die meist trennend wirken (Tipps, Bewertungen, Beschwichtigung, Aufmunterung, eigene Geschichten…).
- Regeln – die schnell als Ideal-Lösung bzgl. der 1. Erfahrung angesehen werden – sperren das Individuelle ein und wir geraten leicht in Recht-haben-Streitereien (Wer verstößt gerade gegen eine Regel? Wie sind die Regeln zu deuten?).
Beide Phänomene bringen mich dazu, mich schmerzlich von meinem Gegenüber zu distanzieren. Deshalb gibt’s in unserem Zuhörkreis Empfehlungen und Strukturelemente, die allerdings nie bindend sind, sondern uns nur Orientierung geben wollen, damit wir im „Aktion-Reaktion-Getümmel“ in liebevoller Verbindung mit uns selbst und untereinander bleiben können.
3. Ich-Bezogenheit
Wenn ich im Kontakt mit Menschen meist die Gefühle und Bedürfnisse des anderen heraushören könnte (GfK-Giraffenohren auf hätte) und nichts persönlich nehmen könnte (blitzschnelle Selbstempathie), dann hätte ich nie den Einfühlsamen Zuhörkreis gegründet. Da mich jedoch Allgemeinaussagen, Bewertungen (bzgl. Verhalten oder Gefühlen eines Menschens) schmerzlich in meinem Selbstwert verunsichern (insbesondere wenn sie sich direkt auf mich beziehen), ist mir so wichtig, dass wir uns gegenseitig darin unterstützen, stets ausschließlich von uns persönlich zu sprechen und dies ist im Detail mehr als stets per Ich zu sprechen. [Mehr dazu…]
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Fußnoten
1 Ich kann nicht einfach so sein, wie ich eben bin, egal wie es den anderen damit geht. Ich brauche gleichzeitig die Rückversicherung, dass die anderen mein SoSein nicht innerlich abwerten oder höchstens aushalten können. Ich kann also nicht nach dem Motto sein „Ich bin wie ich bin. Wenn die anderen ein Problem damit haben, ist das ihr Problem.“