Meine persönliche Motivation

Fantasy-Foto: ein mystisches übergroßes Augenpaar schaut durch den Wald

Überblick

Ich (Andreas) merke immer wieder, wie gut es mir tut, in einem geschützten Raum meine Emotionen zu fühlen. Alleine gelingt mir das nur selten und oft nicht so tief.

Andererseits merke ich, dass ich mich immer wieder gerne vom Fühlen abhalte oder ablenke (vgl. Grundannahmen). Meine Gewohnheitsenergie ist groß, nicht in diesen unvorhersehbaren Raum der Gefühle länger einzutauchen. (Grübeln, mir Sorgen machen, in emotional geladenen Gedankenstrudeln zu kreisen o.ä. ist für mich kein Fühlen, sondern eben gerade paradoxer Weise eine Strategie, mich vom Fühlen abzuhalten. [Mehr dazu…]

Gerade wegen meiner Gewohnheiten, die mich davon abhalten, das zu tun, was mir inneren Frieden und Entspannung bringt, möchte ich bewusst spezielle „Fühlräume“ schaffen.

Und ich gehe davon aus, dass dieser Fühlraum für beide mit der Zeit ein großes Geschenk wird: für den Fühlenden ebenso wie für den unterstützenden Zuhörer.

Geschenk als „Fühlender“

Wenn ich in der Position des „Fühlenden“ bin, kann ich meinen Emotionen mehr Raum geben, weil ich nicht alleine damit bin und deshalb nicht so sehr befürchte, davon überwältigt zu werden.

Dabei kann ich erfahren, dass meine Verletzungen aus der Vergangenheit sich emotional entladen, meine Belastung durch sie leichter wird und die emotionale Verarbeitung mich weder überwältigt noch das diese ewig anhält. Und ich lerne mein Fühlen auch liebevoll vertagen zu können, ohne diesen Anteil in mir ganz zu verdrängen.

Zudem erfahre ich, dass ich mich anderen mit meinen Emotionen nicht nur zumuten darf, sondern dass meine Gefühle in diesem geschützten Raum sogar für beide Seiten zum Geschenk werden.

Eine regelmäßige Praxis der Bewussten Entladung hat mein Leben und meine Beziehungen so grundlegend verändert, dass ich an dieser Stelle regelrecht ins Schwärmen geraten könnte – und ich kenne einen wachsenden Personenkreis, dem es ebenso geht. … Es geht schon längst nicht mehr darum, irgendetwas loszuwerden. [Die Praxis der Bewussten Entladung] ist vielmehr ein täglicher Anker, ein Raum, in dem ich mit mir selbst in einen tieferen Kontakt komme und spüre, wie es mir wirklich geht. Ich merke, was sich im Laufe des Tages alles in mir bewegt hat, und indem ich davon erzähle, sortiert es sich. Was leicht und im Fluss war, wird noch einmal bestärkt, indem es bewusst wahrgenommen wird. Und wo es hakt, habe ich die Gelegenheit, loszulassen – Ladungen, Absolutheitsansprüche, Spannungen. Nach fünf, maximal zehn Minuten bin ich innerlich aufgeräumt.“ (Vivian Dittmar, S. 190)

Geschenk als „unterstützender Zuhörer“

Wenn ich in der Position des „Unterstützers“ bin, der durch liebevolle, einfühlsame und bewertungsfreie Anteilnahme den „Fühlenden“ unterstützt, seine Emotionen ungefiltert zu fühlen, ist dies doppelt bereichernd für mich:

  1. Ich erlerne wirklich ausschließlich zu zuhören ohne in den gewohnten Antwort- oder Hilfemodus zu verfallen und kann ganz in dieses reine Da-Sein entspannen.

  2. Und ich erfahre, dass ich für eine klar begrenzte Zeit auch starke Gefühle anderer nicht nur aushalten kann, sondern dass diese eine Bereicherung für mich sind, weil ihr Dasein nicht wie sonst Trennung und Leid erzeugt sondern Entspannung und Erleichterung beim Fühlenden, so dass tiefe Berührtheit und Verbindung zwischen uns entsteht.

Das ist eine Form der Hilfe, die wirklich und nachhaltig hilft. Damit wird mein Bedürfnis dem anderen zu Helfen tief genährt.

Was mich noch motiviert, mich mit meinem Innenleben fühlend zu beschäftigen

Ich (Andreas) möchte durch die „fühlende Selbsthilfegruppe“ auch meine Glaubensätzen auflösen, dass wenn ich in einer unangenehmen, unerklärlichen Gefühlslage bin,

  1. ich für andere eine Zumutung bin,

  2. ich selbst dem Gefühl dann hilflos ausgeliefert bin (ohnmächtig, ohne Macht),

  3. mir dann eh keiner helfen kann, schon gar nicht mit reiner liebevoller Präsenz1 und

  4. ich alleine (oder mit bezahlter, zeitweiser, professioneller Hilfe) damit zurecht kommen muss, um nicht von anderen abhängig zu werden2.

Zudem ist Therapie für mich nur ein Weg, der für mich alleine nicht ausreicht, weil er ein Ungleichgewicht enthält: mir wird immer geholfen vom Therapeut, aber nie umgekehrt und für die Hilfe bekommt er eine Gegenleistung, i.d.R. Geld. Ich brauche (zusätzlich) einen Weg, mich regelmäßig liebevoll und mitfühlend meinen Emotionen zuzuwenden, der ohne dieses Ungleichgewicht „auf Augenhöhe“ geschieht.

Mein Fazit

Dennoch ist auch Skepsis bei mir

Für mich bleibt fraglich, wie oft und wie regelmäßig wir es schaffen, wirklich in diesen Fühlraum zu kommen, so dass sich die gewünschte Entspannung einstellen kann.

Außerdem bin ich skeptisch, ob durch die regelmäßige Praxis wirklich nachhaltig auch in Alltagssituationen eine Gelassenheit bzgl. Aktivierungen eintreten kann. Dies wird sich für mich erst in den nächsten Jahren zeigen.

Dennoch erscheint es mir derzeit der lohnenswerteste Ansatz, um mit meinen Gefühlen und Emotionen lebendiger meinen persönlichen Herzensweg gehen zu können. (Stand: März 2019)

Erste persönliche Erfahrungen

Bei bisher sechs Versuchen (Stand: Jan. 2019) bin ich bei zwei der 5- bzw. 10-Minuten-Sitzung tief in meine alten Emotionen gekommen und auch wieder raus und habe danach tatsächlich Entspannung und neuen Schwung empfunden! 🙂

Die anderen waren unspektakulärer, haben meinen Zustand allerdings eher entspannt, keinesfalls verschlechtert.

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Fußnoten

1 Meine Überzeugung, dass mir in emotional angespannten Situationen (wenn ich aktiviert bin) keiner helfen kann, kommt wahrscheinlich daher, dass viele Menschen verlernt haben, mit reiner liebevoller Präsenz für den anderen da zu sein und nicht in ihn z.B. durch Trösten oder Tipps einzugreifen. – zurück zum Text

2 Das Ideal der absoluten Unabhängigkeit ist vielleicht daraus gespeist, dass ich schon oft schmerzhaft erfahren musste, dass bestimmte Menschen in Zeiten der emotionalen Not nicht zur Verfügung standen. Doch wenn ich mich nicht auf bestimmte Menschen als Unterstützer festlege, kann ich auf Unterstützung von anderen Menschen angewiesen sein, ohne mich gleich abhängig zu fühlen, da ich auf andere Menschen ausweichen kann, wenn meine bevorzugte Bezugsperson längere Zeit nicht verfügbar ist. – zurück zum Text


Letzte Aktualisierung: 05.04.2024